Arbeiten mit diffusem Licht im Studio
Ich befasse mich sehr viel mit unterschiedlichen Möglichkeiten zur Lichtsetzung im Studio. In diesem Artikel gehe ich der Frage nach, wie man diffuses Tageslicht im Studio (hier diffuses Studiolicht genannt) nachbilden kann. Dieses Licht findet man in derRealität an bewölkten Tagen. Es ist durch sehr wenig Schatten und ohne Spitzlichter charakterisiert. An wolkigen Tagen wird das Sonnenlicht in den Wolken gestreut und umhüllt daher das Motiv nahezu vollständig. Es konturiert daher wenig und kann sehr schmeichelhaft wirken, da es keine unattraktiven Schatten wirft.
Wenn Du im Studio mit Licht arbeiten willst, welches eine solche Charakteristik hat, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung. Einen Ansatz habe ich in einem früheren Blog Artikel bereits beschrieben. Übersetzen wir diese Lichtsituation in Lichtformer, so bedeutet das, dass wir sehr große Lichtquellen benötigen – größer als das zu fotografierende Subjekt. Große Lichtformer sind sehr teuer – daher möchte ich hier günstige alternativen diskutieren.
Lösungsvorschlag 1 – ein bis zwei Blitze (Basic)
Diese Lösung setzt Du mit zwei Lichtquellen / Blitzen um. Damit die Lichtquelle sehr groß wird, kannst Du mit einem Blitz eine weiße große Fläche anblitzen. Entweder ein weiße Wand oder ein Bounce Board – z.B. eine große weiße Styroporplatte. Dazu lässt Du den Reflektor am Blitzkopf weg oder nutzt einen sehr weiten Reflektor. Damit wird diese Fläche zur sehr großen Lichtquelle. Allerdings benötigst Du dazu einen starken Blitz. Je stärker dieser ist, umso weiter kannst Du mit dem Blitz von der Reflektorfläche weg gehen.
Für eine gleichmäßigere Ausleuchtung kann ein zweiter Blitz – ebenfalls ohne Reflektor – direkt hinter dem Modell eingesetzt werden. Die größte Schwierigkeit ist die richtige Einstellung der Lichtleistung Deiner Lichtquellen. Außerdem musst Du sehr vorschichtig mit farbigen Wänden sein, da deren Farbe das Blitzlicht kontaminiert. Währen eine helle Wand, die nicht ganz weiß ist, mit dem Weißabgleich korrigiert werden kann, sind stärkere Farbeinflüsse nicht so einfach zu korrigieren. Andererseits kann dies auch kreativ eingesetzt werden.
Mit etwas Übung kann diese Blitzzange - mit Hilfe einer weißen Wand - zu einer Technik für schmeichelhafte Fotos werden, ohne dass Du viel Technik dazu benötigst. Es geht aber auch aufwändiger...
Lösungvorschlag 2 - drei bis vier Blitze (Advanced)
Die ersten zwei Bilder die ich Euch hier zeige sind ohne Beleuchtung von vorne aufgenommen. D.h. das Licht kommt ausschließlich aus dem Bereich hinter dem Model. Und zwar von zwei großen matt weißen Bounceboards. Das sind „diffuse Reflektoren“ d.h. sie streuen das Licht und reflektieren nicht nur. Dafür nehme ich nun Blitzköpfe mit Reflektoren und einem Wabengitter. Würde ich diese Blitze zur direkten Ausleuchtung nehmen hätte ich sehr gerichtetes Licht und würde damit harte Schatten erzeugen. Hier nutze ich die Waben um die Konturen des Models zu modellieren und es damit plastischer erscheinen zu lassen (wie ein Haarlicht). Licht, das nicht auf den Körper trifft, wird auf den Bounceboards gestreut und reflektiert. Damit wird die Vorderseite dem Models ausgeleuchtet. Damit wird diese Seite des Models sehr diffus und schmeichelhaft ausgeleuchtet.
Um Hintergrund interessanter wirken zu lassen, setze ich ein drittes Blitzlicht direkt hinter dem Model ein.
Ich richte die Blitze und Bounce Boards so aus, dass das Blitzlicht senkrecht auf die Bounceboards trifft. Und es hat sich bewährt, die Blitze im rechten Winkel zueinander zu stellen.
Die große Herausforderung bei diesem Setup ist die Abstimmung der Belichtung von Vorder- und Rückseite. Zum einen Besteht die Gefahr, Kantendetails zu verlieren, zum Andern, das die Vorderseite unterbelichtet wird. Bei der Ausleuchtung der Vorderseite über die Bounceboards musst Du daran denken, dass die Lichtleistung der „Lichtquelle Bounceboard“ mit dem Abstand von den Blitzen im Quadrat abfällt. Du kannst die Belichtung der Vorderseite durch verschieben der Bounceboards einstellen. Die Balance zwischen Vorder- und Rückseite ist durch die Position des Models zwischen Blitzen und Bounceboards einstellbar.
Weiterhin musst Du darauf achten, dass das Blitzlicht nicht direkt auf Dein Objektiv trifft, damit Du Flares etc. vermeidest. Du kannst das vermeiden, wenn Du eine längere Brennweite nimmst und die Bounceboards gleichzeitig als Abschatter verwendest.
Mit einem vierten Blitz und einem weiteren Bounceboard kannst Du Variante 1 und 2 kombinieren. Damit wird die Abstimmung der Beleuchtung zwischen Vorder- und Rückseite einfacher.
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